Jonglieren
Mit Jonglieren ist die Fertigkeit gemeint, Gegenstände wiederholt in die Luft zu werfen und aufzufangen. Dabei ist zu jedem Zeitpunkt mindestens einer der Gegenstände in der Luft. Zu den bekanntesten Jongliergeräten zählen Bälle, Keulen und Ringe.
Im erweiterten Sinn gehören Diabolo, Devilstick, Formen der Kontaktjonglage (bei denen Gegenstände auf dem Körper balanciert werden) und Spinning zum Jonglieren. Beim Spinning kreisen Gegenstände um ein festes Zentrum, so wie auch beim Poi-Swinging und der Stabjonglage.
Kaskade
Ein Grundmuster des Jonglierens ist die Kaskade. Dabei wird mit beiden Händen abwechselnd geworfen und gefangen. Falls du über keine Jonglierbälle verfügst, fülle einfach Luftballons mit Reis. So liegen die Bälle oder Ballons bei der Rückkehr zur Erde in der Hand und rollen nicht weg.
Das Erlernen des Jonglierens fällt nicht allen gleich leicht. Am besten wird es dir gelingen, wenn du von Natur aus gerne spielst, die Materie locker angehst und zwischen den einzelnen Übungen Pausen einlegst. Betrachte das Spiel mit der Schwerkraft einfach als eine zu meisternde Herausforderung an.
1. Übung: Kaskade mit einem Ball
Werfe den Ball in Form einer Acht von einer Hand in die andere. Mit der Wurfhöhe kannst du spielen, für Einsteiger ist die Höhe von ein paar Zentimetern über dem Kopf am leichtesten zu meistern. Zum Spaß kannst du den Ball auch mal auf der Stirn balancieren oder hin und wieder unter dem Bein durch werfen.
2. Übung: Kaskade mit zwei Bällen
Mit zwei Bällen wirfst du die gleiche Figur wie zuvor in Übung 1. Beginne mit je einem Ball in jeder Hand.
Das Timing ist wichtig: Wenn der erste Ball (grün) die größte Höhe erreicht hat, werfe den zweiten Ball (rot) unter dem ersten durch. Dadurch entsteht ein
> Rechts-Werfen
> Links-Werfen
> Links-Fangen
> Rechts-Fangen-Rhythmus.
Tipp: Falls du ungewollt den zweiten (roten) Ball statt ihn zu werfen schnell von einer Hand zur anderen übergibst, werfe einfach den ersten Ball (grün) aus der anderen Hand. Beginne mit der anderen Hand.
3. Übung: Kaskade mit drei Bällen
Du hältst in einer Hand zwei Bälle, in der anderen Hand einen Ball.
Beginne mit der Hand, die die zwei Bälle hält und werfe wieder die Acht-Figur!
Sobald der erste Ball den höchsten Punkt erreicht hat,
werfe den zweiten unter ihm hindurch (wie in Übung 2).
Und sobald der zweite Ball den höchsten Punkt erklommen hat, werfe den dritten unter diesem hindurch.
Nun befinden sich alle Bälle wieder in spiegelverkehrter Ausgangs-Situation.
Danach wieder den ersten (grün) unter dem dritten (gelb) und immer so weiter. Dabei ist immer nur ein Ball in einer Hand.
- Trainiere lieber kürzer als länger, etwa 5-10 Minuten an einem Tag.
- Üben, wenn du warm und locker bist.
- Nutze die Hände abwechselnd, rechts - links - rechts - links ...
- Werfe mit beiden Händen gleich hoch.
- Schaue auch auf die höchsten Punkte.
- Denk daran, hin und wieder zu atmen ...
- Lockere die Schultern.
- Lass die Oberarme locker am Körper herunterhängen.
- Bewege zum Werfen die Unterarme und Hände.
- Fange zum Schluss zwei Bälle in der einen und einen in der anderen Hand.
- Lächeln, Bedanken und Applaus genießen ...
DIe gesundheitlichen Aspekte des Jonglierens
Jonglieren eignet sich besonders gut zur Steigerung des körperlichen und geistigen Wohlbefindens und auch zur Stärkung des Selbstbewusstseins.
Regelmäßiges Jonglieren fördert
- Konzentrationsfähigkeit
- Motorik
- Wahrnehmung
- Reaktionsschnelligkeit
- Räumliches Vorstellungsvermögen
- Gefühl für Zeit und Raum
- Gleichgewicht / Balance
- Kreativität
- Leistungsvermögen
Diese Fähigkeiten werden während des Werfens und Fangens erfasst, koordiniert und miteinander kombiniert.
Die gleichmäßige Beanspruchung der Muskeln und des Bewegungsapparates erhöht Ausdauer und Beweglichkeit. Dadurch werden beide Gehirnhälften aktiviert, sie lernen zusammen zu arbeiten. Dies wirkt sich positiv auf die Lernergebnisse aus.
Das periphere Sehvermögen wird ebenso geschult wie die Koordination des gesamten Körpers.
Kognitionsentwicklung
Mit Kognition ist die Informationsverarbeitung gemeint. Zu den kognitiven Fähigkeiten zählen zum Beispiel Aufmerksamkeit, Erinnerung, Lernen und Kreativität. Jonglieren fördert die Kognitionsentwicklung.
Wissenschaftler der Universitäten Regensburg und Jena haben dazu im Jahr 2003 Erstaunliches festgestellt. Bislang war man davon ausgegangen, dass den Gehirnen von Erwachsenen keine wesentliche Produktion von neuen „grauen Zellen“ mehr gelingen kann. Eher dachte man, dass sich die Zellen altersbedingt oder durch Krankheit stetig zurückbilden. In einer Studie haben die Forscher jedoch nachgewiesen, dass Erwachsenenhirne bei regelmäßiger Jonglage sogar noch wachsen.
Die strukturellen Veränderungen finden im visuellen Bereich der Hirnrinde statt. Dieser Teil nimmt Bewegungen im dreidimensionalen Raum wahr.
Frank Bittmann vom Institut für Sportmedizin und Prävention der Universität Potsdam wies im Rahmen der Grundschuluntersuchung IGLU darauf hin, dass viele Kinder motorische und kognitive Probleme haben und dazu übergewichtig sind. Bittmann beweist, dass ein Zusammenhang zwischen körperlichem und geistigem Zustand besteht. Eine trainierte Bewegungswahrnehmung führt zu einer harmonischen beidseitigen Hirnentwicklung. Die wiederum beeinflusst die kognitive Leistung positiv.
Im Jahre 2005 wies Bittmann in einer weiteren Studie einen direkten Zusammenhang zwischen Balancefähigkeit und Schulerfolg nach. Daher empfiehlt der Wissenschaftler schon in der Vorschulzeit Körperübungen, am besten verbunden mit Zirkuspädagogik, da diese „mordsmäßigen Spaß“ mache.
Kontemplation
Mit Kontemplation ist eine beschauliche (Bewusstsein erweiternde) Betrachtung gemeint. Meditation strebt eine völlige Leere des Geistes an. Eine kontemplative Haltung erlaubt auch die sanfte Konzentration auf einen Gedanken. Mit beiden Methoden ist es möglich, innerlich und auch äußerlich Ruhe zu finden.
Ein sich wiederholendes Spielmuster ist der Schlüssel zur Kontemplation. Flugbahnen funktionieren nach physikalischen Gesetzen. So achtet ein geübter Spieler nur auf den höchsten Punkt der Flugbahn und kann die Bälle blind fangen. Im Spiel gelingt es ihm, seine Gedanken loszulassen. Mit dem sanften verinnerlichten Focus vermag er sich emotional zu befreien und den Alltag vorübergehend auszublenden